Das Reservoir für Schönheit

Archive for the ‘Dokumentation’ Category

Fifty People, One Question: New Orleans

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Written by Sebastian

11. Oktober 2009 at 13:12

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Urbanpiraten und lichtempfindlich präsentieren Menschen aus und in Magdeburg, die erzählen, was ihnen im Leben wichtig ist. Ohne die vergleichbare Frage »Wohin warst Du aufgebrochen?« zurückziehen zu wollen: Hier bekommt man einen leisen Eindruck davon, wie es sich anfühlen könnte, angekommen zu sein.

Written by Sebastian

25. August 2009 at 18:09

Veröffentlicht in Dokumentation, Video

Deutschlands Zukunft

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Worte

Man hatte uns Worte vorgesprochen, die von
nackter Schönheit und Ahnung und zitterndem
Verlangen übergiengen.

Wir nahmen sie, behutsam wie fremdländische
Blumen, die wir in unsrer Knabenheimlichkeit
aufhiengen.

Sie versprachen Sturm und Abenteuer,
Überschwang und Gefahren und todgeweihte
Schwüre –

Tag um Tag standen wir und warteten, daß ihr
Abenteuer uns entführe.

Aber Wochen liefen kahl und spurlos, und
nichts wollte sich melden, unsre Leere
fortzutragen.

Und langsam begannen die bunten Worte zu
entblättern. Wir lernten sie ohne
Herzklopfen sagen.

Und die noch farbig waren, hatten sich von
Alltag und allem Erdwohnen geschieden:

Sie lebten irgendwo verzaubert auf
paradiesischen Inseln in einem märchenblauen
Frieden.

Wir wußten: sie waren unerreichbar wie die
weißen Wolken, die sich über unserm
Knabenhimmel vereinten,

Aber an manchen Abenden geschah es, daß wir
heimlich und sehnsüchtig ihrer verhallenden
Musik nachweinten.

Ernst Stadler, 1914

Das Gedicht wurde auch bei der polizeilichen Vernehmung am 28.7.09 zu Protokoll gegeben. Mehr zu den Hintergründen in der WDR-Reportage, die bei politicalbeauty.de abrufbar ist.

Written by Sebastian

31. Juli 2009 at 15:44

Veröffentlicht in Dokumentation, Interventionen, Poesie, Video

Imagine

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Wir können mehr herstellen, als wir uns vorstellen können – das ist noch einmal, natürlich, Günther Anders, und auf dieses von ihm so bezeichnete »prometheische Gefälle« werden wir noch zu sprechen kommen. Heute aber möchte ich nur auf den verblüffenden Umstand hinweisen, dass der US-amerikanische Fotograph und Grafikkünstler Chris Jordan in seiner Arbeit aufs Genaueste die verhängnisvolle Doppelnatur des Menschen, die Anders beschreibt, anschaulich macht – indem er an einer Abbildung des Herstellens scheitert und in dem Versuch, seinen Gegenstand doch noch irgendwie einzuholen, gezwungen ist, von der Fotographie zu einer Werkform überzugehen, welche der Sache näher kommt, zugleich aber die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung sprengt.

Für seine Fotoserie »Intolerable Beauty: Portraits of American Mass Consumption« trieb sich Jordan auf Müllhalden herum, um die schieren Massen verbrauchter Güter, die in der modernen Gesellschaft anfallen, zu dokumentieren.

[All this waste] is something that’s sort of kept hidden, so Jordan. Er berichtet von ganz praktischen Problemen, auf die er beim Fotographieren stieß, da er sich für eine Schattenseite unserer Kultur interessierte, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

I also felt like I aged about five years during this series. Virtually all the photos…required that I trespass. I’d go ask [for permission to photograph these piles of waste] but I’d get all these vague excuses: Homeland Security, insurance regulations…. I think it was really a weird fear about photography and exposure [even though] I offered veto [power], showed them my previous work, and explained I didn’t name individuals or companies. This was about [documenting] a nationwide, cultural phenomenon.

Und zu diesen praktischen kamen künstlerische Probleme. Der Auswurf des Massenkonsums erwies sich als zu maßlos, um ihn auf ein Foto oder auch mehrere Fotos zu bekommen.

Initially, I thought I was seeing the scale [but] in the end, I realized this was the tiny tip of the iceberg. (…) It was interesting to see the limitations of this series and the photos. [Mass consumption is an] invisible phenomenon– there’s no one place I can go to capture it all.

Also wandte er sich der Montagetechnik zu, um der Darstellung des Ganzen näherzukommen. Das Ergebnis sind die Serien »Running the Numbers« und »Running the Numbers II«. Im Internet lässt sich der Inhalt dieser Montagen nur darstellen, indem immer kleinere Bildausschnitte in immer höheren Zoomfaktoren gezeigt werden. Ein Bild zeigt dann etwa 28 000 Ölfässer, die der Ölmenge entsprechen, die in den USA in zwei Minuten verbraucht wird. Eines zeigt 100 Millionen Zahnstocher, um die Anzahl von Bäumen zu veranschaulichen, die in den USA jährlich für die Produktion von Werbewurfsendungen fallen müssen. Und eines zeigt 320 000 Glühbirnen als Metapher für die Kilowattstunden Strom, die minütlich verschwendet werden.

Doch was diese Bilder zeigen, sind immer Einheiten pro Zeitintervall, und manchmal ist dieses Zeitintervall nur ein Augenblick. Mehr als die Spitze des Eisbergs sehen wir immer noch nicht.

Written by Sebastian

22. Juli 2009 at 20:08

Veröffentlicht in Dokumentation, Fatigue, Fotografie, Gaia, Grafik

Himmel über Lethe

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Radovan Karadžić erließ Anfang März 1995 an die bosnisch-serbische Armee die „Direktive 7“. In ihr forderte der Präsident der Republika Srpska, durch gut geplante und durchdachte Militäroperationen eine unerträgliche Lage völliger Unsicherheit in der Schutzzone Srebrenica herbeizuführen. Den Eingeschlossenen sollte keine Hoffnung auf Überleben oder Leben in der Schutzzone gelassen werden. Mehrere drängende Appelle der Eingeschlossenen, einen Korridor für Hilfslieferungen zu öffnen, blieben erfolglos. Anfang Juli starben Einwohner Srebrenicas an Hunger und Entkräftung. Bereits seit März 1995 registrierten Blauhelme Vorbereitungen der bosnisch-serbischen Armee für Angriffe auf UN-Beobachtungsposten am Rand der Schutzzone. (Wikipedia)

Written by Sebastian

6. Juli 2009 at 20:58

Veröffentlicht in Dokumentation, Interventionen, Video

Atem der Maschine

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Die Animation ist mit »Breathing Earth« nicht ganz treffend betitelt. Vor allem der Klang, aber auch die gesichtslose Gleichmäßigkeit des Ablaufs selbst erinnert eher an ein riesiges Uhrwerk, so dass man nach längerem Zuschauen (während einige Länder immer dunkler werden) ratlos und befremdet dasteht wie eine Figur Kafkas.

Man kann die belebte Erde als große Maschine sehen, wenn man will; völlig falsch wäre das nicht. Es würde auch dem Erleben des größeren Ganzen, dessen Teile wir sind, als unerbittlich, übermächtig und unbeeinflussbar entsprechen, das die meisten sicherlich kennen.

Doch obwohl »Breathing Earth« unbestrittene Fakten darstellt, krankt die Metapher daran, dass Menschen im Gegensatz zu Maschinenteilen imstande sind, ihre Maschine zu verändern, die eben deshalb keine ist. Und dieses Imstandesein bedeutet auch dann einen Unterschied, wenn es nicht tätig wird, und dass es gelegentlich tätig wird, beweist, dass es vorhanden ist.

In the depths of the Amazon rainforest, the poorest people in the world have taken on the richest people in the world to defend a part of the ecosystem none of us can live without. They had nothing but wooden spears and moral force to defeat the oil companies – and, for today, they have won.

Das ist es, was man braucht, um mechanische Bilder wie dieses fruchtbar zu machen: eine Antithese.

Written by Sebastian

30. Juni 2009 at 14:54

Veröffentlicht in Anima, Animation, Dokumentation, Gaia

Ring of Fire

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Am 12. Juni beobachteten und fotografierten Astronauten auf der Raumstation ISS einen Ausbruch des Vulkans Pik Sarytschewa auf der russischen Insel Matua. Die Aschesäule schoss 12 Kilometer in die Höhe. Obwohl die Kurilen-Inseln, zu denen Matua gehört und die eine Verbindungslinie von Kamtschatka bis zum japanischen Hokkaidō beschreiben, teilweise bewohnt sind, waren keine Menschen in Gefahr.

Die NASA stellte außer den Fotos noch eine kurze Animation zur Verfügung, die einen dreidimensionalen Eindruck von der Wolke vermittelt.

Die fast perfekte Linienform der Kurilen verdankt sich der Tatsache, dass die ganze Inselkette vulkanischen Ursprungs ist. Sie ist Teil des pazifischen Feuerrings / Ring of Fire, der den Ozean umgibt, wo die pazifische auf die benachbarten tektonischen Platten stößt. An dieser Bruchlinie der Erdkruste finden sich rund 75 Prozent der Vulkane und entstehen 90 Prozent aller Erdbeben auf dem Planeten.

Nachtrag, 28. Juni: Eine durch diesen Vulkanausbruch entstandene Schwefeldioxid-Wolke treibt immer noch durch die Atmosphäre und erreicht derzeit Europa. Am 22. wurde sie, in Sonnenlicht getaucht, aus dem Flugzeug über Kanada fotografiert.

Written by Sebastian

27. Juni 2009 at 11:23

Veröffentlicht in Dokumentation, Fotografie, Gaia

Sowie

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Sparkassenkunden können sich derzeit ihre Mastercards mit eigenen Motiven bedrucken lassen – bedingt. Nachdem ein Freund der Politischen Schönheit dieses, wie er fand, »gut zum momentanen Finanzsystem passende Bild« eingereicht hatte, bekam er folgende Antwort:

Sehr geehrte(r) Herr Daniel Freese,

Leider entspricht Ihr Bild nicht den Richtlinien zur Gestaltung der Sparkassen Picture-Card und musste von unserem Designcenter aus folgendem Grund abgelehnt werden:

Das Bild verherrlicht Krieg, Terror oder andere Gewalttaten.

Sie haben jedoch die Möglichkeit, ein weiteres Bild für Ihre individuelle Picture-Card einzureichen oder ein Motiv aus unsere Online-Galerie zu übernehmen. Das Ergebnis der erneuten Bildprüfung und die Bildreferenznummer wird Ihnen wiederum per E-Mail mitgeteilt. Der folgende Link führt Sie direkt zu Ihrer persönlichen Kartengestaltung: (usw.)

Die bearbeitende Person im Designcenter geht demnach davon aus, dass man durch die Abbildung eines Motivs auf der Kreditkarte diesem Motiv automatisch Herrlichkeit zuschreibe, sei es durch die herrliche Ausstrahlung der Karte selbst oder weil sie annimmt, dass sich doch niemand freiwillig mit einer Darstellung von Konflikthaftem, ja Widersprüchlichem belasten würde. Dass beide Annahmen nur haltbar sind, wenn man ein ziemlich spezielles gesellschaftliches Koordinatensystem zugrundelegt, braucht die Sparkasse aber nicht zu beunruhigen, denn sie hätte alternativ noch ganz andere und bessere Ablehnungsgründe im Repertoire. Wenn man Dichtung als verdichteten Ausdruck von Welterfahrung begreift, dann hat im Hinblick auf die geradezu klaustrophobische Enge des genannten Koordinatensystems vor allem die folgende aus simplen Konjunktionen und Kommata konstruierte Ungeheuerlichkeit poetische Qualität. Ausgeschlossen sind Bilder, die

– gesetzeswidriges oder unsoziales Verhalten zeigen sowie politische, religiöse oder kulturkritische Aussagen, Symbole, Organisationen und Hintergründe beinhalten.

Written by Sebastian

26. Juni 2009 at 16:28

Veröffentlicht in Dokumentation, Poesie

Anima

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Devid schickt uns

drei Fotos aus der Ukraine, Privataufnahmen. Daraus lässt sich vielleicht ablesen, welche Schönheit dieser Ort einst besessen hat, welche Schönheit die politische Realität mit ihrer Einheitsarchitektur erdrückte und wie gut es tut zu sehen, dass die Natur früher oder später schon wiederkommen wird. Die Fotos stammen aus dem Geisterdorf Pripyiat, neben dem Unglücksreaktor von Tschernobyl.

Außerdem:

Delphine, die Luftringe unter Wasser pusten und die auch noch beeinflussen können. Sehr schön – und physikalisch im Übrigen ein totales Mysterium.

Written by Sebastian

25. Juni 2009 at 16:31

Veröffentlicht in Anima, Dokumentation, Fatigue, Fotografie, Video

Fatigue

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Die Versuche gelingen, das Versuchen misslingt
— Günther Anders

Centralia, Columbia Co., Pennsylvania, USA

Location of a burning anthracite coal mine along PA route 61 in Columbia County, the largest underground coal fire in the US. The fire originated in a trash dump in a strip mine near Odd Fellows Cemetery in 1962. Mistakenly believed to have been extinguished that same year, the fire was allowed to continue burning (mindat.org).

Centralia
Angela Parriott / cc

Dies und mehr: Abandoned Places in the World

Written by Sebastian

24. Juni 2009 at 10:00

Veröffentlicht in Dokumentation, Fatigue, Fotografie